Und weiter geht’s… Das Fediverse kann noch viel mehr!

Inhaltswarnungen

Im Fediverse zählt es zum guten Ton, Inhaltswarnungen zu verwenden. Du möchtest ein Foto oder ein Video posten, das Gewalt oder Nacktheit zeigt und somit für gewisse NutzerInnen ungeeignet sein könnte? Kein Problem, aber du solltest für einen solchen Post die „Content Notification“ aktivieren, damit dein Beitrag zunächst verpixelt oder verschwommen dargestellt wird. Ein interessierter Nutzer oder eine interessierte Nutzerin kann deinen Post anschließend mit einem zusätzlichen Mausklick „freischalten“. Minderjährige oder empfindsame Personen werden dadurch geschützt.

Sinnvoller Content ohne Werbung

Okay, in Sachen hochwertigem Content gibt es auch im Fediverse Ausnahmen. Leider ist mir aufgefallen, dass sich gerade auf PeerTube einige suspekte Aluhut-TrägerInnen tummeln. Doch gerade auf Pixelfed und Mastodon finde zumindest ich äußerst informativen Content, welcher mir auch noch gänzlich ohne Werbung angezeigt wird!

Digitale Barrierefreiheit

Auch Menschen mit Behinderungen sind im Internet unterwegs und möchten soziale Medien nutzen. Dabei kommen diverse Hilfsmittel zum Einsatz, wie zum Beispiel ein Screenreader – eine App, welche sehbehinderten Personen die Bildschirmdarstellung vorliest. Bei Fotos ist dies natürlich schwer darstellbar, weshalb Screenreader auf eine ordentliche Bildbeschreibung angewiesen sind. Alle mir bekannten Plattformen im Fediverse bieten daher die Möglichkeit, ein hochgeladenes Foto, vor dem Absetzen des Posts, mit einer knappen aber vor allem aussagekräftigen Beschreibung zu versehen. Und es wird von der Fediverse-Community auch erwartet, dass du diese Möglichkeit nutzt, um benachteiligten Menschen zu helfen.

Datenschutz

Kurzum: Im Fediverse werden nur die persönlichen Daten erhoben, die für dein Nutzungserlebnis notwendig sind. Das ist beispielsweise deine E-Mail-Adresse, mit der du dich auf einer Instanz anmeldest. Oder evtl. deine momentane IP-Adresse, die in den Server-Log-Files (meist anonymisiert) gespeichert wird, so wie es bei fast jeder Website auch der Fall ist. Da hinter dem Fediverse aber kein gewinnorientiertes Unternehmen steht, werden eben nicht soviel personenbezogenen Daten wie nur möglich gesammelt. Denn, aufgrund fehlender Monetarisierungsmöglichkeit hat auch keine Instanz Interesse daran, ein digitales Abbild von dir zu erstellen. Werbung gibt es ja nicht.

Hinweis: Der Content, den du im Fediverse veröffentlichst, zählt natürlich auch zu deinen persönlichen Daten. Und dieser wird – aufgrund der dezentralen Struktur – von Instanz zu Instanz geschickt. Solche Daten im Nachhinein zu löschen, ist so gut wie unmöglich. Für viele mag dies ein negativer Aspekt des Fediverse sein, aber ich persönlich akzeptiere dies als Funktionsweise eines föderierten sozialen Netzwerks. In Sachen Datenschutz bezieht sich der obige Absatz daher auf "personenbezogene Informationen" wie Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Vorlieben etc. und nicht auf den geteilten Inhalt an sich. Diesen geben wir schließlich wissentlich preis.

Timeline ohne Algorithmus

Ein Problem von Facebook & Co. ist, dass ich nicht selbst entscheiden kann, was ich zu Gesicht bekommen möchte. Diese Anbieter legen grundsätzlich viel Wert auf ihren jeweiligen Algorithmus, der angeblich ganz genau weis, wofür ich mich interessiere. Da auf Algorithmen kein Verlass ist, kann es schonmal vorkommen, dass mir ein interessanter Beitrag nicht angezeigt wird. Wir werden vom Algorithmus quasi bevormundet, und wer will das schon …

Im Fediverse hingegen folgst du Hashtags, suchst und abonnierst NutzerInnen sowie Themen. Die dazu passenden Beiträge werden dir anschließend in chronologischer Reihenfolge in deiner Timeline anzeigt. So soll es sein 👍🏼

Instanzen & Themengebiete

Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, musst du dich zunächst für eine Instanz – also einen Server – entscheiden, wenn du eine Fediverse-Plattform nutzen möchtest. Egal welcher Dienst, es fällt schnell auf, dass sich fast jede Instanz auf gewisse Themengebiete spezialisiert hat.

Die eine Pixelfed-Instanz befasst sich hauptsächlich mit Naturfotografie. Eine PeerTube-Instanz wurde ins Leben gerufen, um ausschließlich Musikvideos zu beheimaten. Eine andere Mastodon-Instanz erlaubt keinerlei politische Beiträge. Und so weiter und so fort… Das klingt zunächst verwirrend, ist aber das gute Recht der Instanzen-BetreiberInnen. Für dich als NutzerIn hat das den Vorteil, dass du eine Instanz auswählen kannst, auf der du viele Gleichgesinnte triffst – ähnlich dem Prinzip von Chaträumen längst vergangener Zeiten.

Und: Es wird dir niemand den Kopf abreißen, wenn du mal einen Post absetzt, der ein wenig von den gewünschten Themengebieten abweicht. Grundsätzlich solltest du dir aber auf jeden Fall die Nutzungsbedingungen einer Instanz durchlesen, bevor du ihr beitrittst.

Verhältnis zu klassischen sozialen Medien

Wenn du Teil 1 dieser Beitragsreihe gelesen hast, dann blickst du hoffentlich kritisch auf die Platzhirsche wie Facebook & Co. Das tun auch viele NutzerInnen im Fediverse. Du solltest daher wissen, dass Links zu solchen Social Media Anbietern äußerst unerwünscht sind. Vermeide es also, einen Twitter-Tweet auf Mastodon zu teilen, oder Facebook-Artikel in Pixelfed Kommentaren zu verlinken.

Spenden

Ebenfalls in Teil 1 dieser Reihe von Beiträgen bin ich darauf eingegangen, wie die Firmen hinter den klassischen sozialen Medien ihre Dienste finanzieren: Wir zahlen mit unseren persönlichen Daten – vermutlich mehr als wir ahnen. Da so etwas im Fediverse nicht stattfindet, fragst du dich sicherlich, wie die ganzen BetreiberInnen der Instanzen ihre Selbstkosten decken. Einen Server anzubieten kostet nämlich Zeit und vor allem Geld. Daher finanzieren sich fast alle mir bekannten Instanzen durch Spendengelder. Alternativ kann der Server-Betreiber oder die Server-Betreiberin auch die (sonst freie) Anmeldemöglichkeit einschränken und eine Art Mitgliedsbeitrag erheben, wie es die Mastodon-Instanz von digitalcourage.social handhabt.

Oh Schreck, ich soll für Social Media bezahlen?

Langsam … das tust du sowieso schon, wenn du Facebook & Co. nutzt. Zwar nicht mit Geld, aber mit äußerst privaten Informationen. Zudem sind Gebühren die absolute Ausnahme – ca. 99,9 % aller Instanzen, die ich bisher unter die Lupe nahm, sind kostenlos! Möchtest du aber an der Zukunft des Fediverse mitwirken, dann solltest du zumindest in Erwägung ziehen, dem Betreiber oder der Betreiberin deiner Instanz ein kleines Trinkgeld zukommen zu lassen.