Das bessere Twitter? Tooten statt tweeten…

Was ist das überhaupt?

Mastodon ist ein Microblogging-Service. Auf Beamtendeutsch: Ein Dienst für Kurznachrichten. Im Prinzip wie Twitter, nur eben im Fediverse (dezentral, freie Software & föderiert).

Als Mastodon-NutzerIn kannst du kurze Textnachrichten mit maximal 500 Zeichen absetzen und optional noch eine Mediendatei (beispielsweise ein Foto) oder eine Umfrage anhängen. Ebenfalls kannst du jeden Beitrag mit einer sog. Inhaltswarnung versehen, falls er für gewisse Personen ungeeignet sein könnte (wie ich in diesem Beitrag bereits erwähnt habe, gehört das im Fediverse zum guten Ton).

Die Interaktion mit anderen NutzerInnen ist dadurch gegeben, dass du jeden Beitrag “favorisieren” (also quasi “liken”) und auch teilen kannst. Das kennt man ja von Facebook. Und durch das Antworten auf “Toots” bzw. “Tröts” – so werden die kurzen Beiträge in Mastodon genannt – entstehen regelrechte Diskussionen zu einem bestimmten Thema.

Viele Mastodon-NutzerInnen “tooten” bzw. “tröten” (also veröffentlichen) Kurznachrichten zu Themen, auf die sie sich spezialisiert haben. Andere wiederum konsumieren nur Inhalt, indem sie anderen NutzerInnen oder Themen per Hashtag folgen.

Wie mache ich da mit?

Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, basiert das Fediverse auf verteilten Instanzen, also Servern. Es gibt somit nicht “den einen” Mastodon-Server, auf dem du dich anmelden kannst. Nein, es gibt viele… sehr viele…

Für welche Instanz du dich letztendlich entscheidest, ist grob gesagt egal. Allerdings gibt es viele Instanzen, die sich auf gewisse Themengebiete spezialisiert haben oder nur Beiträge in einer bestimmten Sprache zulassen. Lies dir dazu einfach die Nutzungsbedingungen der jeweiligen Instanz durch. Es gibt aber auch Server, wo das alles keine Rolle spielt. Eine gute Anlaufstelle ist daher die Website instances.social. Sie hilft dir bei der Wahl deiner Mastodon-Instanz.

Ich persönlich habe mich beispielsweise für die Instanz norden.social entschieden. Zum einen, weil ich gebürtiger Norddeutscher bin, zum anderen, weil es sich hierbei um eine Instanz handelt, die eben für alle Arten von Beiträgen – sowohl in Deutsch als auch in Englisch – offen ist.

Hinweis: Da das Fediverse, insbesondere Mastodon, momentan einen regelrechten Benutzeransturm erlebt, bitten einige Instanzen-BetreiberInnen darum, ihren Server zu meiden oder schließen sogar kurzzeitig die Registrierung. Der Betrieb einer Instanz kostet Geld und je mehr NutzerInnen auf einer Instanz sind, umso teurer wird es für die BetreiberInnen. Im schlimmsten Fall bricht der Server unter dem schlagartigen Anstieg von UserInnen zusammen.

Bitte geb den Instanzen-BetreiberInnen Zeit, die Serverhardware aufzurüsten, sponsere ihn oder sie mit einer kleinen Spende oder entscheide dich für eine Instanz, die noch nicht so stark ausgelastet ist.

Mastodon als Schaltzentrale fürs Fediverse

In diesem Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass die meisten Fediverse-Dienste das ActivityPub Protokoll nutzen. Dadurch hast du die Möglichkeit, Mastodon als eine Art “Dashboard” für das gesamte Fediverse zu nutzen.

Was ich damit meine, zeige ich anhand eines Beispiels: Ich poste Fotos auf Pixelfed und Videos auf PeerTube. Du bist an diesen Beiträgen interessiert, hast aber keine Lust, dich extra deswegen auf Pixelfed und PeerTube anzumelden? Kein Problem, denn aufgrund des ActivityPub Protokolls kannst du meinen Pixelfed- und PeerTube-Accounts auch auf Mastodon folgen, um meine Beiträge zu sehen!

Im Fediverse – egal um welchen Dienst es sich handelt – haben die UserInnen einen eindeutigen Benutzernamen, der einer E-Mail-Adresse ähnelt. Meist ist dieser Benutzer- oder Accountname nach dem Schema @name@instanz.de aufgebaut. Mein Pixelfed-Benutzername lautet beispielsweise @el_fredo. Gebe einen solchen Benutzernamen – egal von welchem Dienst und welcher Instanz – einfach in das Suchfeld von Mastodon ein und schon kannst du dieser Person folgen. Heißt, du siehst die Beiträge dieser Person in deiner Mastodon-Timeline!

Eigene Beiträge pushen

Die im letzten Absatz gezeigte Praxis lässt sich auch nutzen, um die eigenen Beiträge von unbekannteren Fediverse-Plattformen einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Wie gesagt poste ich Fotos auf Pixelfed, wo mir aber stand jetzt nur wenige Leute folgen. Daher folge ich mir in Mastodon quasi selbst, indem ich meinen eigenen Pixelfed-User abonniert habe. Wenn ich also ein Foto auf Pixelfed poste, sehe ich es in meiner eigenen Mastodon-Timeline und kann es dort erneut teilen. Dadurch sehen es auch Personen, die mir zwar auf Mastodon folgen, aber nicht auf Pixelfed 👍

Content, der dich interessiert

Natürlich möchtest du in deiner Mastodon-Timeline Inhalte sehen, die dich interessieren. Wie ganz zu Beginn bereits erwähnt, musst du dafür UserInnen oder Themen folgen. Je mehr du abonnierst, umso mehr sinnvollen Content siehst du in deiner Timeline. Das ist wichtig, da auf Mastodon kein Algorithmus arbeitet, der dir Inhalte vorschlägt. Du wirst somit nicht bevormundet und hast die volle Kontrolle über das, was du sehen möchtest.

Interessiert du dich beispielsweise für Fußball? Dann geb doch einfach mal “bundesliga” in das Suchfeld ein. Du wirst sehen, dass dir nun Personen und Hashtags (also Themen) vorgeschlagen werden, die das Wort “Bundesliga” beinhalten. Diesen kannst du jetzt folgen, egal ob es Mastodon-Accounts sind oder nicht.

Oder du bist interessiert am Thema Computer & Fediverse? Dann kopiere einfach meinen Benutzernamen, den ich hier auf dieser Website habe, ins Suchfeld: @el_fredo
Denn: Da diese Website ebenfalls das ActivityPub Protokoll unterstützt, siehst du jeden Blog-Beitrag, den ich hier veröffentliche, auch in deiner Mastodon-Timeline 😊

Und nochmal diese Instanzen…

Aufgrund des föderierten Prinzips bietet Mastodon drei Bereiche an, in denen dir Inhalte angezeigt werden:

  • Unter “Startseite” findest du deine Timeline. Hier werden alle Beiträge von Personen angezeigt, denen du folgst. Und zwar in chronologischer Reihenfolge, also ohne einen Algorithmus, der wild Beiträge filtert und umsortiert.
  • Unter “Lokal” findest du alle Beiträge von allen Personen, die auf derselben Instanz sind, wie du. Das könnte interessant sein, wenn du dich beispielsweise für Comics interessierst und dich deswegen auf einer Mastodon-Instanz angemeldet hast, die eben auf Comics spezialisiert ist.
  • Unter “Föderation” findest du alle Beiträge von allen Personen, die Mastodon nutzen. Da tausende NutzerInnen Beiträge im Sekundentakt veröffentlichen, ist diese Ansicht natürlich recht unübersichtlich.

Dieses Prinzip betrifft übrigens nicht nur Mastodon, sondern auch andere Social Media Dienste im Fediverse.

Geht’s auch mobil?

Die mobile Nutzung eines Dienstes ist heute nicht mehr wegzudenken. Aber niemand sollte vergessen, dass im Fediverse eben kein riesiges, gewinnorientiertes Unternehmen werkelt, sondern teilweise recht kleine Gruppen von Hobby-Programmierern und -Programmiererinnen. Da ist der eine möglicherweise Spezialist in Sachen ActivityPub, die andere kümmert sich um die Benutzeroberfläche oder die Hardware. Aber vielleicht hat niemand Zeit oder es fehlt das Know-how, eine mobile App zu entwickelt. Aus diesem Grund ist es nicht immer gegeben, dass ein Fediverse-Dienst auch eine offizielle App im Sortiment hat.

Doch aufgrund des bereits erwähnten offenen Quelltextes wird diese Arbeit oftmals von Freiwilligen übernommen. Daher gibt es für manche Social Media Dienste im Fediverse nicht nur eine, sondern mehrere Apps. Oder, wenn es sich um einen ganz neuen Dienst handelt, noch gar keine. Für Mastodon beispielsweise gibt es seit 2021 bzw. 2022 offizielle Apps für iOS und Android, aber eben auch Tusky oder Mastalab als Alternativen. Manche Apps werden aktiv weiter entwickelt, manche findest du evtl. nicht in deinem offiziellen App-Store, manche unterstützen vielleicht noch nicht alle Funktionen, die du im Browser nutzen kannst. Zurzeit wird sogar an einer App gearbeitet, die mehrere Fediverse-Dienste unter einen Hut bringt – wie geil ist das denn bitte?!

Ehrlich gesagt war dies, also das Finden einer optimalen Smartphone-App, für mich persönlich zu Beginn die größte Hürde. Nicht unbedingt in Bezug auf Mastodon (hier verwende ich Tusky), aber für die anderen Dienste wie Pixelfed und PeerTube. Aber, hey, wir reden hier von Mastodon – also melde dich doch einfach an und lege direkt los, indem du die Community fragst, welche App sie dir empfehlen würden. Die Leute sind sehr hilfsbereit 😉