Dank Tuning auch nach zwei Jahren noch ein starker 3D-Drucker – zumindest für alle, die gerne basteln.

Ein günstiger Bausatz mit viel Potenzial

Der Ender 3 V2 von Creality ist ein 3D-Drucker, der im Jahr 2020 erschienen ist und sich an EinsteigerInnen richten sollte. Wobei der Hersteller hier das Ziel etwas verfehlt hat, denn erhältlich ist das Gerät nur als Bausatz und das fordert somit einiges an technischem Verständnis schon vor der eigentlichen Inbetriebnahme. Punkten kann das Gerät aber vor allem mit seinem Straßenpreis, denn dieser lag bereits kurz nach der Veröffentlichung mit etwas über 200,00 Euro weit unter der UVP. Ein extrem fairer Preis für einen Drucker, den auch ich mir damals gegönnt habe.

Das Besondere an dem Drucker ist sein offenes Prinzip, wodurch er sich mit zahlreichen Erweiterungen, verbesserten Komponenten von Fremdherstellern und alternativer Software bis zum Äußersten tunen lässt. Ideal also für BastlerInnen, die nicht gleich 800,00 Euro für einen 3D-Drucker ausgeben möchten, denn der Ender 3 V2 lässt sich nach und nach aufrüsten und an die eigenen Anforderungen anpassen. Auch zwei Jahre später kann ich das Gerät immer noch empfehlen, vorausgesetzt, du scheust dich nicht davor zu schrauben, zu testen, zu messen und das Setup zu optimieren. Der Ender 3 V2 ist somit kein Drucker zum „einfach darauf los drucken“, sondern eher ein Hobby für Nerds und technisch versierte AnwenderInnen. Aber sicherlich immer noch ein Schnäppchen.

Mit diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, welche Umbaumaßnahmen ich durchgeführt habe, auf welche Probleme ich gestoßen bin und wie ich diese lösen konnte. Also quasi, wie du das Beste aus dem „Einsteiger-Drucker“ herausholen kannst.

Die laschen Federn des Druckbetts

Schon bei der ersten Bett-Nivellierung ist mir aufgefallen, wie schwach die vier Federn unter der Heizplatte sind. Ein ordentliches Bed-Leveling war kaum möglich, da sich beim Drehen an einer der Handmuttern immer eine andere „Ecke“ verstellt hat. Zudem musste ich die Kalibrierung sehr oft wiederholen, da sich das Druckbett – durch die schnellen kurzen Bewegungen der Y-Achse – permanent verstellt hat.

Abhilfe haben die alternativen „gelben Federn“ geschafft, welche um einiges straffer sind und bei Amazon für wenig Geld angeboten werden. Ich habe allerdings nicht nur die Federn bestellt, sondern gleich ein Set, welches auch die roten Handmuttern aus Aluminium beinhaltet (diese sind griffiger als die Originalrädchen aus Plastik). Das Druckbett meines Ender 3 V2 sitzt nun mehr als stabil.

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Kosten: 12,99 €

Lärmende Lüfter

Leise ist der Ender 3 V2 definitiv nicht! Zudem gab bereits nach kurzer Zeit der Bauteillüfter, welcher seitlich im Druckkopf sitzt und in Richtung Druckbett pustet, seinen Geist auf. Das macht sich durch ein kreischendes Geräusch bemerkbar – wer schon mal einen defekten Grafikkartenlüfter gehört hat, weiß, was ich meine. Bei Amazon habe ich ein Set von Creality gefunden, bestehend aus Bauteil- und Mainboardlüfter. Ich bin davon ausgegangen, dass der Lüfter über der Hauptplatine auch nicht lange halten wird, deswegen habe ich ihn gleich mit gewechselt.

Achtung: Um beide Lüfter anzuschließen, musst du die Abdeckung des Mainboards öffnen und am "offenen Herzen" operieren. Das ist schon etwas mehr Bastelei, als nur einen Gehäuselüfter im PC zu tauschen! Falls du diesen Umbau in Angriff nimmst, solltest du auf jeden Fall gleich den Mainboardlüfter korrekt anschließen - siehe nächster Punk.

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Kosten: 11,99 €

Creality, wer hat das mit dem Mainboardlüfter verbockt?!

Ernsthaft, ein wirklich großer Designfehler seitens Creality. Ich weiß nicht, ob das alle Chargen des Ender 3 V2 betrifft, aber du solltest dies unbedingt überprüfen: Bei meinem Gerät war der Mainboardlüfter am selben Anschluss wie der Bauteillüfter angeklemmt! Die Folge: Wenn ich den Bauteillüfter deaktiviert habe (z.B. beim Druck von ABS Kunststoff), dann war auch der Mainboardlüfter aus. Nach ca. 15 Minuten Druckzeit überhitze mein Drucker, was sich zunächst durch Aussetzer der Steppermotoren bemerkbar machte. Kurz darauf stellte das Gerät komplett seinen Dienst ein, fing laut an zu piepen und das Display zeigte eine Warnung bzgl. Überhitzung.

Das geht natürlich gar nicht und ist meiner Meinung nach auch sehr heikel. Also, die einfachste DIY-Lösung lautet, den Mainboardlüfter direkt an die 24 Volt Klemmleiste des Mainboards anzuschließen. Somit läuft dieser Lüfter immer, auch dann, wenn der Bauteillüfter aus ist.

Kosten: Keine, nur etwas Nerven…

Den Drucker einhausen

Sobald du mit dem Gedanken spielst, ABS zu drucken, solltest du dir zunächst die verfügbaren Gehäuse ansehen. ABS Kunststoff stellt – im Gegensatz zu PLA – höhere Anforderungen. Beispielsweise darf das Material nicht zu schnell abkühlen – also Bauteillüfter aus. Auch benötigt ABS eine gleichbleibend hohe Temperatur im Druckraum. Und genau deswegen ist ein Gehäuse fast schon unabdingbar.

Mittlerweile gibt es schicke Plexiglaskästen, die an ein Aquarium erinnern. Diese sind allerdings recht teuer, weswegen ich mich alternativ für eines dieser schwarzen Zelte entschieden habe, welche sogar feuerfest sind. So eine Behausung sieht zwar nicht schick aus, erfüllt aber absolut seinen Zweck.

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Kosten: 76,99 €

BL Touch für die automatische Bett-Nivellierung

Das BL Touch Kit ist im Prinzip ein kleiner mechanischer Näherungssensor, der neben der Druckdüse sitzt. Mit dessen Hilfe misst der 3D-Drucker den Abstand zwischen Druckplatte und -düse, und zwar vor jedem Druck aufs neue (abhängig von der Firmware). Diese automatische Nivellierung wird nicht nur im Zentrum des Druckbettes durchgeführt, sondern an insgesamt neun Stellen (also auch in den Ecken der Druckplatte). Die gemessenen Werte speichert der Drucker und passt die Z-Achse beim Drucken entsprechend in Echtzeit an, um so ein unebenes oder schlecht kalibriertes Druckbett auszugleichen.

Das Kit wird mit ein paar Handgriffen angebracht und – genau wie die Lüfter – direkt am Mainboard angeschlossen. Ggf. musst du eine aktuellere (oder besser gleich eine alternative) Firmware auf dem Drucker installieren, welche das BL Touch überhaupt unterstützt. Für ein präzises Druckbild ist diese Erweiterung ein absolutes Muss!

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Kosten: 39,99 €

Heiß, heißer, Hotend

Vereinfacht gesagt wird im Hotend, welches im Druckkopf sitzt, der Filamentfaden geschmolzen. Nun ist das Standard Hotend im Ender 3 V2 ausreichend, wenn du nur PLA druckst. ABS hat aber einen höheren Schmelzpunkt, weswegen du schon im Slicer die Temperatur anheben musst. Und hier kommt das Basic-Hotend an seine Grenzen. Es muss also ein Hotend aus Vollmetall her, welches konstant höhere Temperaturen ermöglicht.

Das von mir gewählte All Metal Hotend von Micro-Swiss verfügt zudem über eine thermische Barriere aus einer Titanlegierung, um den Heiz- und Kühlbereich voneinander zu trennen (sonst breitet sich die Hitze nach oben in den Bowden-Schlauch aus und dein Filament schmilzt, wo es nicht schmelzen soll).

Und wenn du schon am Druckkopf rumbastelst, solltest du den nächsten Punkt gleich mit auf deine To-do-Lis­te setzen.

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Kosten: 65,85 €

Capricorn PTFE Schlauch

Der Ender 3 V2 arbeitet mit einem Bowden-Extruder. Dieser sitzt links an der X-Achse und führt das Filament über einen Bowden-Schlauch hin zum Druckkopf. Und genau dieser Schlauch ist… Mist! Bereits nach den ersten Versuchen mit ABS Filament, also bei hohen Temperaturen, schmolz mir der Schlauch an den letzten Zentimetern weg, wodurch natürlich nichts mehr vorwärtsging.

Es musste also was Besseres her: Der Capricorn Schlauch aus PTFE ist hochwertiger, gleichmäßig verarbeitet und verträgt höhere Temperaturen. Diese Tuning-Maßnahme ist Pflicht für den ABS-Druck.

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Kosten: 13,99 €

Dual Drive Extruder für mehr Schubkraft

Wie bereits erwähnt, „schiebt“ der Extruder den Kunststofffaden in Richtung Druckkopf. Der im Ender 3 V2 standardmäßig verbaute Extruder macht das, nun ja, öfters schlecht als recht. Manchmal schafft es das Ritzel nicht, das Filament zu greifen, was sich in Unterextrusion bemerkbar macht (fehlende Schichten im Druck). Mangelnde Federspannung oder einfach nur minderwertige Verarbeitung? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall musste ein besserer Extruder her: Der Dual Drive Bowden Extruder ist hochwertig verarbeitet, das Filament lässt sich leicht einführen und er verfügt über zwei Ritzel (aus gehärtetem Stahl), die den Kunststofffaden greifen und anschieben.

Absolut unerlässlich für ein gleichmäßiges Druckbild und stressfreies Drucken!

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Kosten: 19,98 €

Duale Z-Achse

Bei der Z-Achse handelt es sich um die Gewindestange, welche links am Ender 3 V2 sitzt und die komplette X-Achse nach oben „schraubt“. Nun verfügt der Drucker ab Werk nur über eine solche Achse, was nicht besonders stabil ist. Selbst nach einem äußerst sorgfältigen Zusammenbau und korrekt eingestellten Führungsrädchen wackelt die X-Achse – ganz besonders auf der rechten Seite. Der „Spielraum“ ist minimal, sollte aber dennoch beseitigt werden, um ein perfektes Druckergebnis zu erzielen. Sowohl Fremdhersteller als auch Creality selber bieten hierfür das sogenannte „Z-Axis Upgrade Kit“ an.

Im Prinzip orderst du hier die Gewindestange inkl. Stepper-Motor, die der Drucker eh schon verbaut hat, ein zweites Mal. Verbaut wird sie logischerweise rechts, wodurch die X-Achse nun absolut stabil sitzt und gleichmäßig „nach oben fährt“.

Achtung: Ich habe ein paar Euro mehr ausgegeben und mich für das Kit von Creality entschieden. Leider war die Gewindestange aus diesem Set staubtrocken, weshalb ich noch ein paar Tuben Schmierfett besorgt habe. Damit habe ich auch gleich die "alte" Gewindestange nachgefettet.

Vor und nach dem Einbau der zweiten Z-Achse habe ich den XYZ-Würfel gedruckt, um das Druckbild vergleichen zu können. Und ich muss sagen, das Ergebnis überzeugt. Wie auf dem Foto zu sehen ist, weist der rechte Würfel ein viel gleichmäßigeres Druckbild auf:

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Kosten: 47,80 € + ein paar Euros für Schmierfett aus dem Baumarkt

Es werde Licht

Wie oben bereits erwähnt, bin ich mit dem hässlichen schwarzen Zelt recht zufrieden. Nur leider sehe ich jetzt überhaupt nicht mehr, was im Inneren vor sich geht. Also musste eine Beleuchtung her.

Hier gibt es eine offizielle Lösung von Creality, die aber wohl nicht mit dem Ender 3 V2 kompatibel ist. Da ich noch eine Steckdose in der Nähe des Druckers zur Verfügung stehen hatte, habe ich mir einfach eines dieser extrem günstigen LED-Bänder bei Amazon bestellt. Mit der Schere auf die gewünschte Länge gekürzt, auf den Rahmen geklebt und Netzteil eingesteckt. Fertig. Per Scheckkarten-Fernbedienung kann ich nun das Licht einschalten, die Farbtemperatur anpassen oder sogar alles Disco-mäßig blinken lassen 😎 Denn auch beim 3D-Drucker gilt: RGB-Beleuchtung ist essenziell wichtig!

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Kosten: 11,88 €

Der nächste Lüfter geht flöten

Nach ca. einem Jahr war mal wieder das Thema „Lüfter“ an der Reihe. Direkt nach dem Einschalten gab der Ender 3 V2 Geräusche von sich, die an einen startenden Düsenjet erinnern. Schuld war diesmal der kleine Lüfter im Netzteil.

Folgender Lüfter ist – zumindest bei meinem Ender 3 V2 – ab Werk verbaut: Arx DC Brushless, 60 x 60 x 15 mm, 5.000 U/min, 12 Volt und 0.13A. Fans mit eben diesen Maßen und Leistungswerten gibt es für wenige Euro bei Amazon. Allerdings habe ich mich für einen entschieden, der etwas weniger Leistung als der Originallüfter bietet (nur 2.200 U/min). Warum? Er ist leiser. Sehr viel leiser. Natürlich schaufelt er auch weniger Luft, aber meine Messungen haben ergeben, dass das Netzteil nicht heißer wird als vorher.

Achtung: Grundsätzlich rate ich von dieser Maßnahme ab! Netzteillüfter sollten nur von Fachpersonal getauscht werden und müssen unbedingt den Anforderungen entsprechen, um das Netzteil ausreichend kühlen zu können. Ist das nicht gegeben, besteht Brand- und Verletzungsgefahr! Außerdem rate ich grundsätzlich davon ab, Netzteile zu öffnen!

Link: Amazon
Kosten: 9,39 €

Neue Firmware

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was die Firmware des Herstellers nach diversen Updates im Jahr 2022 so bietet. Ich bin nämlich recht früh auf eine alternative Firmware umgestiegen, welche einiges mehr im Gepäck hat. Diese basiert zwar auch auf „Marlin“, genau wie die Originalfirmware, wurde aber um einige nützliche Funktionen ergänzt:

  • Filament laden, entladen und wechseln
  • Vorheizen der Nozzle, des Druckbetts oder beidem
  • Nützliche Infos während des Drucks
  • Einstellungen während des Drucks anpassen
  • BL Touch Unterstützung
  • Vereinfachtes Bed-Leveling
  • Und vieles mehr…

Das alles konnte mein Ender 3 V2 ab Werk nicht.

Achtung: Wenn du eine neue Firmware auf das Gerät flashst, stelle unbedingt sicher, dass du eine Firmware verwendest, die mit dem Mainboard deines Druckers kompatibel ist. Soviel ich weiß, wurde der Ender 3 V2 mit verschiedenen Mainboard-Revisionen ausgeliefert. Installierst du die falsche Firmware, kannst du deinen Drucker unbrauchbar machen!

Link: Creality Originalfirmware
Link: Alternative Firmware
⚠️ Unbedingt die Version passend zum Mainboard herunterladen und flashen!
Kosten: keine

Bonus: Das neue Creality Sonic Pad

Zu guter Letzt ein neuer Stern am Ender-Himmel: Creality hat kürzlich das Sonic Pad veröffentlicht, welches den Druckern der Ender-Serie zu neuen Höhenflügen verhelfen soll. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine komplett eigenständige Steuereinheit (64-Bit Mainboard inkl. Touchscreen-Display), welche dem Drucker die komplette Arbeit abnimmt. Laut Hersteller und diversen Vorab-Test sind dadurch sehr hohe Druckgeschwindigkeiten bei gleichbleibend hoher Qualität möglich.

Da dieses externe Add-on, welches einfach per USB-Kabel am Drucker angeschlossen wird, mit einer komplett anderen Firmware läuft (Klipper statt Marlin), werden viele Funktionen nachgereicht, die vorher nur mit einem separaten Raspberry Pi realisiert werden konnten:

  • Anschluss einer Webcam
  • Modellvorschau auf dem 7-Zoll-Bildschirm
  • Präzise Einstellungen per Touchscreen
  • Fernsteuerung per Browser über LAN oder WLAN

Stand jetzt (November 2022) ist das Sonic Pad leider kaum verfügbar. Aber sobald es lieferbar ist, werde ich zuschlagen. Meine Erfahrungen mit dem Teil werde ich hier im Blog veröffentlichen. Ich bin sehr gespannt, denn das liest sich doch alles „zu schön um wahr zu sein“.

Link: Creality Sonic Pad (momentan nirgends lieferbar)
Preis: 199,00 € UVP (sobald verfügbar, wird der Straßenpreis vermutlich bei 149,00 € liegen)